3 Petitionsstarter*innen, die 2024 etwas bewegt haben 

Wenn Menschen eine Petition starten, zeigen sie nicht nur ihr Engagement für ein bestimmtes Anliegen, sondern sie mobilisieren auch andere, sich für eine gemeinsame Sache einzusetzen. Das fördert ein Gefühl der Gemeinschaft und des Zusammenhalts, was die Selbstwirksamkeit der Einzelnen stärkt. Neben vielen anderen haben diese drei Leute mit ihren Online-Petitionen auf innn.it richtig was bewegt: 

Juli 2024: Joels Schule

Mit 1000 Unterschriften hatten sie gerechnet. Am Tag der Petitionsübergabe waren es mehr als 104.000 Unterschriften, die Joels‘ Klassenlehrerin und seine Mitschüler*innen an den Vorsitzenden der Härtefallkommission übergaben. Dank der Petition „1,2,3,4 – Joel bleibt hier!“ wurde die drohende Abschiebung des 18-jährigen Abiturienten nach Ghana abgewendet. 

Als sie von der drohenden Abschiebung erfuhren, setzten sich die Schüler*innen gemeinsam aktiv ein: Sie verteilten Flyer, organisierten Demonstrationen durch ganz Hamburg und sammelten über 100.000 Unterschriften. Mit Erfolg – die Härtefallkommission sprach sich gegen die Abschiebung aus, Joel darf bleiben. 

Joel und seine Schulklasse bei der Petitionsübergabe an die Hamburger Härtefallkommission

Joels’ Klassenlehrerin hatte die Petition gestartet. Sie berichtet, wie der gemeinschaftliche Einsatz für ihren Mitschüler die Schulklasse zusammengeschweißt habe: „Die Schüler*innen sehen, was es bedeutet, aktiv Demokratie zu leben und nicht nur zuzugucken und fremde Menschen gestalten zu lassen.” Klassensprecherin Suelja sagt: “Ich dachte immer, Politik sei in Stein gemeißelt. Aber wenn eine kleine Schule so viel erreicht, dann kann jeder etwas verändern.”

Joel und seine Schulklasse wurde von ZEITcampus unter die “30 Menschen unter 30, die uns jetzt Hoffnung geben” gewählt. Joel berichtet: „Auf Social Media hat man gesehen, wie viele Menschen gegen Ausländer wie mich hetzen – egal, wie gut wir integriert sind. Aber in meinem Fall gab es mehr als 100.000 Menschen in Deutschland, die sich dagegen gestellt haben. Und die waren stärker.”

Oktober 2024: Katja 

Als Ende September 2024 bekannt wurde, dass der öffentlich-rechtliche Kultursender 3sat vor dem Aus steht, die Bundesländer wollten 3sat und Arte fusionieren, um Geld im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk zu sparen. Da wurde TV-Journalistin Katja Riha aktiv. Sie startete ihre Petition “Rettet 3sat! Rettet die Kultur!” auf innn.it, die binnen einer Woche über 100.000 Unterschriften zählte. Katja brachte Dutzende Prominente aus Kultur und TV dazu, die Petition zur Rettung von 3sat zu unterschreiben und auf Social Media zu teilen – darunter Sandra Hüller, Sibylle Berg, Iris Berben, Jan Delay, Wolfgang Niedecken u.v.a. Zahlreiche Medien berichteten über Katjas Einsatz. 

Petitionsstarterin Katja Riha mobilisierte Dutzende Kulturschaffende für die Rettung des Kultursenders 3sat

Parallel startete Katja eine einmalige Aktion: Sie forderte die Unterstützer*innen ihrer Petition auf, sich per E-Mail an die Rundfunkommission zu wenden. Bis zur Frist gingen über 16.000 Rückfragen ein, die in Leipzig die Debatte um die Zukunft des Senders beeinflussen sollten.  Mit über 157.000 Unterschriften im Gepäck reiste Katja nach Leipzig, um diese an die Ministerpräsident*innen zu übergeben. Um ihrer Forderung Ausdruck zu verleihen, hatte sie den Chor des Mitteldeutschen Rundfunks für eine musikalische Einlage engagiert. Kurz vor der Petitionsübergabe schloß sich sogar Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) der Forderung an.

All dies führte zum Erfolg: Der Gesetzesentwurf wurde soweit verändert, dass 3sat – vorerst – auch weiterhin bestehen bleibt. Das zeigt, wie kraftvoll Petitionen sein können – wenn von engagierten Petitionsstarter*innen wie Katja – mithilfe des innn.it-Teams – vorangetrieben werden. 

November: Anne

Die Mutter von Anne Weiss lebt in einem Heim für demenzerkrankte Menschen im niedersächsischen Wilstedt. In dem Heim arbeiten zehn kolumbianische Pflegekräfte. Weil Kolumbien als sicheres Herkunftsland gilt, droht diesen Menschen die Abschiebung – ihre Asylanträge wurden abgelehnt. Ohne diese Menschen müsste das Heim schließen – und besonders demenzerkrankte Menschen wie die alte Frau Weiss brauchen vertraute Gesichter im Alltag. Um das Heim zu retten, startet die Tochter Anne Weiss ihre Petition #ZuhauseRetten. Das Medieninteresse ist riesig. 

Heimbetreiber Tino Wohlmacher und sein kolumbianisches Team

Während der aktuellen Migrationsdebatte alle darauf drängen, die Zahl der Abschiebungen zu erhöhen, organisiert sich die Petitionsstarterin Anne mit dem Heimbetreiber-Ehepaar, den Pflegekräften und weiteren Angehörigen. Sie wenden sich an Bundes- und Landesregierung und bitten darum, die Abschiebungen auszusetzen. Ein Gespräch im niedersächsischen Innenministerium Ende November bleibt ergebnislos, man verweist auf die Zuständigkeit des Bundes.

Petitionsstarterin Anne Weiss bei der Übergabe an Gesundheitsminister Lauterbach (SPD)

Gesagt – getan! Mitte Dezember nimmt der Bundesgesundheitsminister die Petition mit über 75.000 Unterschriften persönlich an und versichert: „Ich werde alles möglich machen, was rechtlich erlaubt ist.” Laut Heimbetreiberin Andrea Wohlmacher gibt es nun die Hoffnung, dass die betroffenen Pflege- und Arbeitskräfte durch eine Ausbildung im Haus Wilstedt ein Aufenthaltsrecht erhalten. 

Ohne das Engagement von Petitionsstarter*innen wie Joels Schulgemeinschaft, der TV-Journalistin Katja Riha oder der Angehörigen Anne Weiss wäre der Erfolg der Online-Petitionen nicht denkbar. Diese drei Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, dass sich Menschen für ihre Überzeugungen einsetzen. Online-Petitionen sind ein Ausdruck von Selbstwirksamkeit und können als Starthilfe für bedeutende Veränderungen in unserer Gesellschaft dienen. Indem wir uns zusammenschließen und unsere Stimmen erheben, können wir gemeinsam eine positive Wirkung erzielen und die Welt um uns herum verändern. ​​

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